Methodik
Obwohl das Scheitern bereits Inhalt meines Vorhabens, ein Illustrationsbuch »Über das Scheitern« anzufertigen, war, half dieser Umstand nicht darüber hinweg, dass ich weiterhin strukturell scheiterte. Ich fragte mich: Wie könnte man diese Struktur, diese Momente, in denen das Scheitern passiert, abbildbar machen? So erweiterte sich mein Fokus vom »Woran« um das »Wie«. Und umso genauer ich mein eigenes Scheitern am Projekt über das Scheitern beobachtete, desto klarer wurde: Mein Scheitern ließ sich in verschiedene Phasen unterteilen. (In dem Wort Methodik, verbirgt sich »odos«, zu deutsch: der Weg. Ich versuchte einen Weg zu finden, um meine immer gleichen Vorgänge und Prozesse des Scheiterns anzunehmen) Und bisher konnte ich meinen Scheiterweg in sich täglich wiederholenden Schritten beobachten:
Beginnend mit dem Gang ins Atelier mit einer klaren selbstehrlichen Einschätzung der Motivation (Schritt 1), eine Reihe von Ablenkungen, die sich manchmal über den ganzen Tag hinweg streckten, um nicht anfangen zu müssen (Schritt 2 + 3), der erfolglose Versuch vor dem weißen Papier (Scheitermoment), daraus resultierende starke Emotionen (Schritt 4) und schließlich das Bedürfnis, mich meiner Grundvorraussetzung und Begabung zu versichern, denn als gescheitert fühlt man sich nur mit dem Wissen, es eigentlich können zu müssen (Schritt 5).
Mein Untersuchungsansatz, der Versuch den Prozess des Scheiterns darstellbar – und damit auch nachvollziehbar – zu machen, ist dabei von folgenden Fragen geleitet:
Was passiert, wenn ich den Scheitermoment akzeptiere, ihn nicht mehr als ein solchen behandele, sondern annehme, den Versuch ausspare? Bleibt das Gefühl des Scheitern spürbar? Kann ich das Gefühl des Scheiterns visuell erfahrbar machen? Welche Ausdrucksmöglichkeiten passen zu den empfundenen und beobachteten Begebenheiten und Abläufen?
Um dem Nachspüren dieser Fragen einen Rahmen zu geben, entwickelte ich das Format des Zyklus. 31 Tage lang wollte ich in verschiedenen Formaten mein Scheitern chronologisch protokollieren.
Den Scheiterschritten zugeordnetete Aufgaben:
Schritt 1: MOTIVATION – Die tägliche Motivation wird mit einem weichen, drucksensiblen Bleistift intuitiv in einem »Motivationskalender« eingetragen.
Schritt 2: ABLENKUNG – Jegliche Ablenkung wird mit Kugelschreiber in ein Notizheft geschrieben und aufgelistet.
Schritt 3: ZEITVERSCHWENDUNG – Eine von Sinn befreite und nicht zielorientierte Handlung wird auf Papier gebracht, betitelt und die Handlung beschrieben.
Schritt 4: EMOTION – Der Gemütszustand und die Gefühle werden mit Farbe auf eine Leinwand, 40x40cm gebracht.
Schritt 5: ABSICHERUNG– Um sich zu versichern, dass die Grundvorraussetzungen bzw. die nötige Begabung gegeben sind, wird eine rein ästhetische, »inhaltsunbedeutende« Zeichnung zu Papier gebracht.